Assessment-Center

Inhalt des Assessment-Centers

Das Assessment-Center findet in deiner Einstellungs- und Ausbildungsbehörde statt. Der AC-Test besteht aus:

  • Rollenspiel
  • Kurzvortrag
  • Postkorb-Übung
  • Interview

Rollenspiel

Beim Rollenspiel wirst du in die Rolle eines Polizeibeamten versetzt, der einen Konflikt mit einem Kollegen oder Bürger lösen soll. Du musst keinerlei Rechtskenntnisse haben, sondern einfach deine kommunikativen Fähigkeiten und deine Empathie unter Beweis stellen. Hier kannst du schon mal leicht in Stress geraten. Es handelt sich nun mal um ein Konfliktgespräch (wie zum Beispiel bezüglich der Arbeitsmoral eines Kollegen) und das wird relativ realistisch nachgespielt. Bleibe immer ruhig und sachlich. Versuche, dich in den Kollegen hineinzuversetzen. Frag ihn, warum er dieses Verhalten an den Tag legt und wie du ihm helfen kannst, wieder auf den “richtigen Weg” zu kommen. Empathie ist hier der Schlüssel.

Kurzvortrag

Der Kurzvortrag ist schnell abgehandelt. Du hast ca. 15 Minuten Vorbereitungszeit, um dich auf einen 5-minütigen Vortrag zu einem bestimmten Thema vorzubereiten. Beim Vortrag selbst ist es wichtig, selbstsicher aufzutreten, flüssig sprechen und nicht ins Stottern zu geraten. Vermeide Füllwörter wie “ähm” etc. Außerdem solltest du dich unbedingt an die 5 Minuten halten! Jede Sekunde mehr oder weniger ist schlecht. Die 5 Minuten gehen schneller rum, als du denkst.

Postkorb-Übung

Bei der Postkorb-Übung hast du ca. 20 Minuten Zeit, um eine bestimmte Anzahl an Dokumenten abzuarbeiten. Während du dich mit den Dokumenten beschäftigst, wirst du darüber hinaus noch mit diversen Anrufen, Anfragen und weiteren Aufgaben geflutet. Gemeinsam mit dem knappen Zeitansatz sollst du bewusst gestresst und überfordert werden. Manche Aufgaben bzw. Termine können sich dabei auch überschneiden und müssen also priorisiert werden. 

Du kannst selbst bestimmen, in welcher Reihenfolge du die Aufgaben bearbeitest. Am Anfang der Übung wirst du mit viel Lesestoff zu tun haben. Nachdem du diesen durchgelesen hast, geht es an die Bearbeitung. Du sollst deine Entscheidungen und Begründungen dazu schriflich notieren und nachher vortragen können.

So solltest du an die Postkorb-Übung rangehen:

  1. Überblick verschaffen – welche Aufgaben hast du vor dir?
  2. Priorisierung festlegen – lege eine Rangliste der Dringlichkeiten der Aufgaben an und überlege dir die Gründe dafür
  3. Prio-Liste nacheinander abarbeiten

Wichtige Kriterien, die von den Prüfern gesehen werden wollen sind Entscheidungsfähigkeit, Arbeitsgeschwindigkeit, Organisationsfähigkeit und Stressresistenz.

Die Prio-Liste
Deine zugeteilten Aufgaben solltest du anhand einer Prio-Liste sortieren und dann in eine Reihenfolge bringen, in der du sie abarbeiten kannst.
Beispiel einer Prio-Liste:

Prio 1: Muss von mir möglichst zeitnah bearbeitet werden.

Prio 2: Kann ein anderer für mich abarbeiten.

Prio 3: Kann warten.

Prio 4: Muss nicht bearbeitet werden.

Zunächst solltest du deine Aufgaben und Unterlagen einem der vier Prio-Punkte zuordnen. Anschließend stellst du für jeden Prio-Punkt eine Reihenfolge der Aufgaben bzw. Unterlagen zusammen: was muss zuerst gemacht werden unter diesem Prio-Punkt? Denk dran, deine Entscheidungen kurz begründen zu können. Notier dir das in Stichwörtern auf einem Zettel, damit du es später nicht vergisst.

Solange du bei der Postkorb-Übung nicht “absäufst”, sondern Entscheidungen triffst, die du begründen kannst und eine gewisse Stressresistenz zeigst, solltest du kein Problem haben. Dass man hier als Bewerber mit einem schlechten Gefühl rausgeht ist normal!

Interview

Beim strukturierten Interview werden dir, nach einer kurzen Vorstellung deinerseits, einige Fragen anhand eines Fragenkataloges gestellt. Diese zielen auf soziale Aspekte, Arbeitsmoral, Motivation, Konfliktfähigkeit und Organisation ab. Allgemeinwissen oder politsche Themen werden hier nicht abgefragt.

Über folgende Dinge solltest du dir vorher einige Gedanken gemacht haben, um beim Interview zu punkten:

  • authentisch sein! Versuche dich nicht zu verstellen!
  • lerne deinen Lebenslauf auswendig
  • realistische Vorstellungen über den Polizeiberuf
  • deine Karrierevorstellungen
  • Eignung und Motivation

Dein Ziel sollte es sein, die Prüfer von deiner Motivation, charakterlichen Eignung und sozialen/emotionalen Intelligenz zu überzeugen.

Am Anfang solltest du ca. fünf Minuten frei über dich und deinen bisherigen Werdegang sprechen können. Dabei ist es wichtig, alle Punkte aus deinem Lebenslauf anzusprechen. Hobbies, Mitgliedschaft in Vereinen und schulische Bildung sind zu erwähnen.

Hier sollte deine Motivation, zur Polizei zu gehen schon sichtbar werden.

Nachdem du dich selbst vorgestellt hast, werden dir persönliche Fragen gestellt. Es können dir auch polizeiliche Berufssituationen geschildert werden, die du lösen sollst. Dabei geht es immer um Konfliktfähigkeit und soziale Interaktionen, nicht um polizeilich-rechtliche Fragen.

Liste möglicher Fragen (Beispiele)

Diese Frage zielt auf deine Teamfähigkeit ab, daher sollte klar sein, dass du dich als Teamplayer darstellen solltest, der auch Verantwortung übernehmen kann und Führungsaufgabe nicht scheut, sich aber auch nicht aufdrängt.

Du solltest niemanden anders behandeln, nur weil es sich um einen Bekannten handelt. Neutralität ist ein Grundprinzip des Polizeiberufes.

Gewalt gegen Polizeibeamte ist leider keine Seltenheit. Man sollte hier auf die gute Ausbildung (Selbstverteidigung, Taktik, Deeskalation etc), das Arbeiten als Team (man ist immer mindestens zu zweit) und die gute Ausrüstung hinweisen.

Gewalterfahrungen können auch belastend sein. Man hat innerhalb der Polizei Möglichkeiten, diese zu besprechen und nachzubereiten. Man sollte innerhalb seines Teams / Dienstgruppe darüber sprechen. Auch wenn ein Kollege mit einer Situation im Nachhinein “zu Kämpfen hat”, solltest du ihn ansprechen und versuchen darüber zu reden.

Du solltest eine grobe Vorstellung über die zahlreichen Verwendungsmöglichkeiten innerhalb der Polizei haben, aber generell allen Pfaden gegenüber offen sein.

Die Perspektive, Führungsverantwortung zu übernehmen, kann auch schon vorhanden sein.

Siehe oben.

(Ja, aber erst einmal Erfahrung sammeln.)

Wie so oft ist die Mitte der goldene Weg.

Du solltest eigenständig Verantwortung tragen können, wenn es die Situation erfordert, aber auch in der Lage sein, Verantwortung aufzuteilen. 

Du darfst keine Angst zeigen, Verantwortung zu übernehmen! Als Polizist hast du jede Menge Verantwortung zu tragen.

Es gibt zahlreiche verschiedene Stellen bei der Polizei. Sei es im Streifendienst, der Kriminalpolizei, den Hundeführern oder der Spurensicherung.

Als Streifenbeamter bist du immer als Erster vor Ort, sei es beim Bagatellunfall oder beim Kapitaldelikt. Du lernst alle Facetten der Gesellschaft kennen – gut und schlecht. Du wirst auch mit Gewalt und schwierigen, herausfordernden Situationen konfrontiert sein. Aber nicht jeder Einsatz gleicht einem Actionfilm! Vieles deiner Tätigkeit wird aus Routineeinsätzen wie Nachbarschaftsstreitigkeiten, Unfällen, Verkehrsbehinderungen und so weiter bestehen.

Ein großer Teil deiner Arbeit wird am Computer stattfinden. Für jeden Einsatz muss nämlich ein Bericht gefertigt werden!

Auch der Schichtdienst kann sehr belastend, sozial wie auch gesundheitlich, sein.

Kinder sollten keine Angst vor der Polizei haben! Aussagen wie “sonst verhaftet dich der Polizist”, bewirken nämlich genau das.

Kinder sollten wissen, dass sie zur Polizei gehen können, wenn sie Probleme haben. Die Polizei ist schließlich Freund & Helfer!

Der verkehrserzieherische Gedanke sollte bei dieser Frage auch berücksichtigt werden. Eine Aussage à la “Nein, natürlich verhafte ich dich nicht. Die Polizei hilft dir, wenn du Probleme hast. Trotzdem ist es sehr gefährlich, über eine rote Ampel zu gehen.” (sinngemäß  – sollte nicht 1:1 übernommen werden)

Auch hier gilt wieder: es wird jeder gleichbehandelt!

Natürlich ist es eine schwierige Situation.

Auch das fertigen von Verkehrsordnungswidrigkeiten gehört grundsätzlich zum Polizeiberuf. Das sollte man würdigen und wissen.

Solltest du mit dienstlichen Belangen unzufrieden sein oder dich ungerecht behandelt fühlen, ist ein Gespräch mit deinem Vorgesetzten angebracht, in dem du deine Gefühle erläuterst, ihn fragst, ob es bestimmte Gründe für seine Entscheidung gibt, sodass du das Ganze besser nachvollziehen kannst, und ob es in Zukunft etwas gibt, was man verbessern / verändern könnte.

Diese Frage ist zum Teil auf ein “Stressinterview” ausgelegt. Der Prüfer will dich provozieren und aus der Reserver locken.

Das Wichtigste: bleib ruhig und antworte gelassen, kurz und prägnant.

Sollte es dir zu unangenehm werden, dann gebe das dem Prüfer sachlich und ruhig zu verstehen.

Auch diese Frage soll dich wieder aus der Reserve locken und stressen. Bereite dich hierauf vorher gut vor und überlege dir ein paar Stärken und Schwächen, die du hast und nennen willst.

Bitte nenne keine Schwächen, die eigentlich Stärken sind (“Ich arbeite zu engagiert”, “Ich bin zu pünktlich”).

Eine Abwandlung der Frage zu Stärken und Schwächen. Es sollte keine krasse Diskrepanz zwischen deiner Selbst- und der Fremdeinschätzung geben.

Auftreten & Erscheinungsbild – Was ziehe ich an?

Wie bei jedem Vorstellungsgespräch, sollte man sich auch hier von seiner besten Seite zeigen!

Assessment-Center Polizei

Als Mann reicht es völlig aus, ein schickes Hemd mit einer guten Jeans oder Stoffhose anzuziehen. Ärmel nicht hochkrempeln! Ein Sakko ist auch in Ordnung. Ein ganzer Anzug ist meiner Meinung nach zu viel des Guten, wird aber in der Regel nicht negativ von der Kommission bewertet.

Ein Bart ist völlig okay, solange er gepflegt ist. Eventuelle Piercings im Gesichtsbereich sollten vorher entfernt werden.

Für Frauen empfehle ich eine schicke Bluse mit einer Stoffhose oder guten Jeans. Bitte nicht zu viel Dekolletee zeigen oder übermäßig viel Make-Up benutzen, das wirkt unprofessionell.

Frauen sollten auch auf auffälligen Schmuck verzichten.

Das Motto kann man also als Business Casual zusammenfassen.

Schichtdienst & Berufsalltag

Der Polizeiberuf ist wie kein anderer.

Nie zu wissen, was einen erwartet, der Umgang mit Menschen aller sozialen Schichten und die unregelmäßigen Arbeitszeiten sind nur einige Punkte.

Die Prüfer möchten sehen, dass du dir bewusst bist, was der Polizeiberuf mit sich bringt. Eine Beispielfrage könnte dabei lauten:

Im Schichtdienst müssen Sie oft dann arbeiten, wenn Ihre Freunde und Familie frei haben. Das kann sich sehr belastend auf Ihr Sozialleben auswirken. Wie würden Sie damit umgehen?

Da kannst du dir ja mal überlegen, was du antworten würdest. Eine gute Antwort besticht dadurch, dass du den Prüfern zeigst, dass du dir dessen bewusst bist, aber dennoch glaubst, dass, obwohl es nicht immer leicht sein wird, genug Zeit für Freunde und Familie finden wirst und glaubst, dass sie dafür Verständnis haben werden, wenn es nicht jedes Wochenende klappt.

Darüber hinaus musst du wissen, was ein Polizist überhaupt macht, wie sein Alltag aussieht. Richtig, kein Tag ist wie der andere und man weiß nie, was einen erwartet. Trotzdem ist unser Beruf nicht das, was im Fernsehen bei CSI oder Alarm für Cobra 11 gezeigt wird.

Als Streifenbeamter bist du immer der Erste vor Ort. Immer!

Sei es bei der Bahnleiche, dem schweren Verkehrsunfall oder dem Sexualdelikt. Du wirst mit allem konfrontiert, was es da draußen so gibt. Dazu gehören auch “langweilige” Einsätze, wie der Bagatell-Verkehrsunfall, der Falschparker oder die Oma, die sich verlaufen hat.

Nach dem Einsatzgeschehen geht es an die Wache zum Berichten!📝📝

Das Berichten nimmt einen Großteil der Polizeiarbeit ein. Nur mit guten Berichten können Täter auch vor Gericht gebracht und verurteilt werden.

Je nach Schicht beträgt das Verhältnis von Berichten zu Einsätze fahren ca. 45/55.

Anteil Berichten gegenüber Einsätze wahrnehmen geschätzt
Ungefährer Anteil Berichten zu Einsätze wahrnehmen