Mögliche Fragen im Interview
In diesem Bereich schauen wir uns mal ein paar mögliche Fragen an, die so oder in ähnlicher Form gerne benutzt werden. Du sollst hier keine Antworten auswendig lernen! Ziel ist es, dass du ungefähr weißt, was auf dich zukommen kann und was von dir erwartet wird.
“Du musst deinen Feind kennen, um ihn besiegen zu können.”
Sun-Tzu
Frage: Wie verhalten Sie sich bei Gruppenarbeiten?
Diese Frage zielt auf deine Teamfähigkeit ab. Daher sollte klar sein, dass du dich als Teamplayer darstellen solltest, der auch Verantwortung übernehmen kann und Führungsaufgaben nicht scheut, sich aber auch nicht aufdrängt. Du kannst auch beispielhaft anführen, wie du dich verhältst, wenn ein Gruppenmitglied anscheinend nicht mitmacht und sich ausklinken möchte. Du könntest sagen, dass du in solchen Situationen versuchst, die Person zu motivieren und aktiv einzubinden.
Frage: Würden Sie einen Bekannten bei einer Kontrolle anders/besonders behandeln?
Du solltest niemanden anders behandeln, nur weil es sich um einen Bekannten handelt. Die Neutralität ist ein Grundprinzip des Polizeiberufes. Du musst deinen Bekannten behandeln, wie jeden anderen auch.
Frage: Als Polizist sind Sie oft mit Gewalt konfrontiert. Wie gehen Sie damit um?
Gewalt gegen Polizeibeamte ist leider keine Seltenheit und hat in den letzten Jahren immer weiter zugenommen. Man sollte hier auf die gute Ausbildung (Selbstverteidigung, Taktik, Deeskalation etc), das Arbeiten als Team (man ist immer mindestens zu zweit) und die gute Ausrüstung hinweisen. Gewalt ist nicht immer vermeidbar, aber eben Teil des Berufes.
Gewalterfahrungen können auch belastend sein. Man hat innerhalb der Polizei Möglichkeiten, diese zu besprechen und nachzubereiten. Man sollte innerhalb seines Teams / Dienstgruppe darüber sprechen. Auch wenn ein Kollege mit einer Situation im Nachhinein “zu kämpfen hat”, solltest du ihn ansprechen und versuchen darüber zu reden.
Frage: Wie stellen Sie sich Ihre berufliche Laufbahn bei der Polizei vor?
Du solltest eine grobe Vorstellung über die zahlreichen Verwendungsmöglichkeiten innerhalb der Polizei haben, aber generell allen Wegen gegenüber offen sein.
Die Perspektive, Führungsverantwortung zu übernehmen, kann auch schon vorhanden sein. Wichtig ist, dass nicht der Eindruck entsteht, dass du dich nur beworben hast, um zum SEK zu kommen und “alle umzuballern.” Zeige auf, dass dir die Vielfalt des Polizeiberufes bewusst ist und du diese sehr schätzt. Du freust dich auf deine Verwendung als Streifenbeamter und kannst dir langfristig eine Zukunft bei XYZ (Kripo, Wasserschutz, Hundeführer, was auch immer) vorstellen. Aber erst einmal willst du auf jeden Fall den Streifendienst erleben.
Frage: Könnten Sie sich vorstellen einmal Vorgesetzter zu sein?
Die Frage ist ähnlich zu der Obengenannten. Generell solltest du keine Abneigung gegenüber Führungsaufgaben haben, besonders nicht, wenn du im gehobenen Dienst anfängst. Du solltest allerdings auch nicht darauf pochen, nur führen zu wollen und nichts anderes. Sonst wirkst du schnell “machtgeil.” Generell kannst du gut anführen, dass du es dir gut vorstellen kannst, Personal- und Führungsverantwortung zu übernehmen, da du bisher schon in der Schule / beim Sportverein o.Ä. schon erste Erfahrungen mit solchen Funktionen hattest und es für dich eine spannende Herausforderung ist. Dazu gehört aber ein gewisses Maß an Erfahrung, was du dir im täglichen Dienst aneignen willst.
Frage: Übernehmen Sie gerne Verantwortung oder teilen Sie diese lieber auf?
Wie so oft ist die Mitte der goldene Weg. Du solltest eigenständig Verantwortung tragen können, wenn es die Situation erfordert, aber auch in der Lage sein, Verantwortung aufzuteilen und Kompetenzen abzugeben, sonst bist du in gewissen Situationen einfach überfordert. Du darfst keine Angst zeigen, Verantwortung zu übernehmen! Als Polizist hast du jede Menge Verantwortung zu tragen, sogar über Leben und Tod deiner Mitmenschen. Also: Verantwortung, ja. Aber nicht darauf beharren!
Frage: Wie stellen Sie sich den Berufsalltag als Polizist vor?
Wenn du dir das Kapitel zum Thema Berufswissen & -Motivation durchgelesen hast, bist du eigentlich gut gewappnet für diese Frage.
Es gibt zahlreiche verschiedene Stellen bei der Polizei. Sei es im Streifendienst, der Kriminalpolizei, den Hundeführern oder der Spurensicherung.
Als Streifenbeamter bist du immer als Erster vor Ort, sei es beim Bagatellunfall oder beim Kapitaldelikt. Du lernst alle Facetten der Gesellschaft kennen – gut und schlecht. Du wirst auch mit Gewalt und schwierigen, herausfordernden Situationen konfrontiert sein. Aber nicht jeder Einsatz gleicht einem Actionfilm! Vieles deiner Tätigkeit wird aus Routineeinsätzen wie Nachbarschaftsstreitigkeiten, Unfällen, Verkehrsbehinderungen und so weiter bestehen.
Ein großer Teil deiner Arbeit wird am Computer stattfinden. Für jeden Einsatz muss nämlich ein Bericht gefertigt werden!
Auch der Schichtdienst kann sehr belastend, sozial wie auch gesundheitlich, sein. Und auch er gehört zum Polizeialltag dazu!
Frage: Sie sind auf dem Weg zur Generalprobe Ihrer Theatergruppe. Auf dem Weg zum Auto kommt Ihnen der Nachbarsjunge ohne Schuhe entgegen und sagt, er habe sich ausgeschlossen. Sie wissen seine Eltern arbeiten lange. Kurz darauf ruft Ihre Freundin Sie an und erzählt, dass er mit dem Fahrrad angefahren wurde. Rettungskräfte sind schon da und ihr geht’s soweit gut, doch plötzlich bricht die Telefonverbindung ab. Wie verhalten Sie sich in so einer Situation?
Diese Frage ist im Grund eine einfache Postkorbübung. Du wirst mit vielen verschiedenen Situationen konfrontiert, die du einordnen und abarbeiten musst. Wichtig ist, dass du die Situationen priorisierst und nacheinander abarbeitest. Mach’ dir dazu folgende Gedanken:
- Was kann ich delegieren, also an andere abgeben? Was muss ich selber machen?
- Was muss jetzt sofort gemacht werden? Was kann warten, muss aber auf jeden Fall gemacht werden?
- Was muss vielleicht gar nicht gemacht werden?
Frage: Sie stehen im Dienst an einer roten Ampel. Eine Mutter mit ihrem Kind steht neben Ihnen und sagt zu ihrem Kind: “Wenn du über Rot läufst, verhaftet dich der Polizist.” Was würden Sie tun?
Kinder sollten keine Angst vor der Polizei haben! Aussagen wie “sonst verhaftet dich der Polizist”, bewirken nämlich genau das.
Kinder sollten wissen, dass sie zur Polizei gehen können, wenn sie Probleme haben. Die Polizei ist schließlich Freund & Helfer!
Der verkehrserzieherische Gedanke sollte bei dieser Frage auch berücksichtigt werden. Eine mögliche Antwort wäre zum Beispiel: “Nein, natürlich verhafte ich dich nicht. Die Polizei hilft dir, wenn du Probleme hast. Trotzdem ist es sehr gefährlich, über eine rote Ampel zu gehen, weil Autofahrer dann grün haben und einfach fahren.” (sinngemäß – sollte nicht 1:1 übernommen werden)
Frage: Sie halten im Dienst Ihren Vorgesetzten an. Er sitzt hinterm Steuer und ist betrunken. Was tun Sie?
Auch hier gilt wieder: es wird jeder gleich behandelt! Ob es nun der Chef ist oder nicht. Natürlich ist es eine schwierige Situation, aber als Polizei arbeiten wir professionell und rechtsstaatlich.
Frage: Sie werden von Ihrem Vorgesetzten mehrere Tage hintereinander fürs “Knöllchen verteilen” eingetragen. Wie reagieren Sie?
Auch das Fertigen von Verkehrsordnungswidrigkeiten gehört grundsätzlich zum Polizeiberuf. Das sollte man würdigen und wissen.
Solltest du mit dienstlichen Belangen unzufrieden sein oder dich ungerecht behandelt fühlen, ist ein Gespräch mit deinem Vorgesetzten angebracht, in dem du deine Gefühle erläuterst, ihn fragst, ob es bestimmte Gründe für seine Entscheidung gibt, sodass du das Ganze besser nachvollziehen kannst, und ob es in Zukunft etwas gibt, was man verbessern / verändern könnte. Alle Probleme lassen sich in einem Gespräch lösen!
Frage: Was war Ihre bisher größte Niederlage?
Keine Panik. Diese Frage ist zum Teil bewusst auf ein “Stressinterview” ausgelegt. Der Prüfer will dich provozieren und aus der Reserve locken. Das Wichtigste: bleib ruhig und antworte gelassen, kurz und prägnant.
Sollte es dir zu unangenehm werden, dann gebe das dem Prüfer sachlich und ruhig zu verstehen. Die größte Niederlage könnte etwas Banales wie eine vermasselte Klausur oder ein verlorenes Fußballspiel sein.
Frage: Was sind Ihre Stärken und Schwächen?
Auch diese Frage soll dich wieder aus der Reserve locken und stressen. Bereite dich hierauf vorher gut vor und überlege dir ein paar Stärken und Schwächen, die du hast und nennen willst.
Bitte nenne keine Schwächen, die eigentlich Stärken sind (“Ich arbeite zu engagiert”, “Ich bin zu pünktlich”).
Frage: Was würde Ihr bester Freund über Sie sagen?
Eine Abwandlung der Frage zu Stärken und Schwächen. Es sollte keine krasse Diskrepanz zwischen deiner Selbst- und der Fremdeinschätzung geben.
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